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Palabirne – Obst das keiner mehr wollte in neuem Glanz (Teil II)

Innovation kommt von außen und innen gleichzeitig

Um einfach nur Weiterzumachen sind viele der jungen Leute auch auf dem Land einfach zu gut ausgebildet. Damit es aber überhaupt zu Innovationen kommen kann, ist es notwendig, dass die Menschen etwas anderes kennenlernen. Sie müssen in einer anderen Umgebung über das Bewährte hinaus lernen und dabei Ideen aufnehmen. Das, was sich in anderen Zusammenhängen bewährt, benötigt eine lokale Zurichtung, eine Einpassung in das, was man zu Hause vorfindet. Genau das ist mit Innovation gemeint – die Chance auf etwas Neues entsteht durch eine Kombination von neuen Erfahrungen mit dem Bewährten. Die Geschichte der Palabirne erzählt sich da gut, auch wenn ein guter Teil der Produkte, die daraus heute erzeugt werden, neu erfunden oder alte Rezepte angepasst werden.

Was für den Konsumenten zählt, ist die Story von den uralten Bäumen, von der Gesundheit, die sich nach dem Verzehr der Früchte einstellt und auch das Absetzen von der Massenproduktion durch die Beachtung von Prinzipien der Nachhaltigkeit und der Ökologie. Das, was erzählt wird, gleicht allerdings einem Balanceakt – tatsächlich ist das Alte nicht wieder hervorzuholen und die Geschichte funktioniert auch nur mit der Strohpuppe der Massenproduktion, von der man sich absetzen möchte (dies aber nicht radikal zu können).

Palabirnenmarmelade

Erzählung und Produkt

Sehr gut erzählt diese Geschichte der Junior vom Tälerhof in Schluderns. Lukas Tschenett beschreibt die Umstände, die ihn und seinen Vater zum Umdenken brachten. Er erzählt den Teilnehmern einer Hofführung, dass er den Menschen, denen die riesigen Bäume aus den beschriebenen Gründen zur Plage geworden sind, einen Teil der Sorge abnimmt, indem er sie aberntet und noch dazu abgestorbene Äste entfernt. Er weiß aber auch von der Entwicklung der neuen Produkte zu berichten – das Ganze ist schlüssig und mit viel Enthusiasmus vorgetragen. Die auf dem Hof angebotenen Produkte sind tatsächlich schmackhaft, auch wenn das pure Obst beim Fruchtaufstrich eine große Süße aufweist, paart es sich doch prima zu säuerlichen Beeren oder zu einem Chutney.

Lukas Tschenett ist außerdem Apfelweinfan – eine Leidenschaft, die ihn u.a. zum Lernen nach Frankfurt auf den Obsthof am Steinberg brachte (zum Andreas Schneider einem der Vorreiter der „neuen Apfelweinbewegung“).  Die Palabirne freilich eignet sich nicht für einen reinen Wein, denn dieser hätte sehr viel Alkohol und nur wenig Säure. Sehr gut hingegen lässt sie sich im Wein mit Apfel kombinieren.

 

Apfelwein mit Palabirne

Wie so oft lag die Wiedergeburt der Wertschätzung dieser Frucht in der Luft. Der Tälerhof ist auch nicht der einzige, der sich darum kümmert. Das Wagnis, neue Ansätze zu probieren, benötigt aber Leute wie die vom Tälerhof. Erst der Kontakt in viele andere Sphären mit ihren jeweils eigenen Denkmustern bringt die Möglichkeit hervor, den schlummernden Wert des Naheliegenden zu erkennen. Der Schatz ist in diesem Sinne gar nicht zu heben, er wird durch Tatkraft und die richtigen Storys in einem sich verändernden Umfeld selbst erzeugt.

…hier geht es zum ersten Teil