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Pizza – Beliebteste Speise der Fastfoodkultur

Pizza befindet sich auf einem Spitzenplatz unter den Fastfoodgerichten. Erstaunlich ist es schon, dass uns in Deutschland die italienische Pizza näher liegt, als die traditionellen Gerichte aus den heimischen Regionen. Man braucht sich nur hier in Frankfurt umzusehen. Im Umkreis von 250 Metern von meinem Wohnort gibt es acht Pizzerien. Pizza hat ihren Siegeszug wahrscheinlich von Neapel aus in die Welt angetreten hat. Im Folgenden wollen wir zeigen, warum das gerade diesem belegten Brotfladen gelang.

Pizza – eines der beliebtesten Gerichte in Deutschland

Ein ganz wichtiger Grund für die Verbreitung der Pizza ist ihre Variabilität – sie lässt sich im Gegensatz zu – sagen wir mal Königsberger Klopsen – leichter an ihre jeweilige Umgebungskultur anpassen. Bei uns im Wurstland ist die Salamipizza am beliebtesten; im Käseland Frankreich ist es jene mit Ziegenkäse und in Amerika gibt es doppelt Käse oder sogar noch Käse im Rand. Die US-Bürger lieben den Schmelzkäse schließlich mit fast allem anderen auch (z.B. auf ihren Burgern oder mexikanischen Gerichten). Auf der Webseite des größten Industrieherstellers für Tiefkühlpizzen „Freiberger“ kann man erfahren, dass in England auch Pizzas mit indischem oder asiatischem Touch beliebt sind.

Pizza passt sich an ihre Umgebungskultur an

Während man in Italien – das gilt auch für die Pasta – auf die Tradition setzt, variieren sich diese italienischen Exportgüter auf ihrem Weg um die Welt. Sie verlieren aber dabei die Beziehung zu ihrem Ursprung aber nicht völlig. Pizza wird immer mit ihrer italienischen Herkunft assoziiert, selbst wenn sie sich davon weit entfernt hat. Pizza wird akkulturiert und noch mehr, sie ist ein Zeichen dafür, wie sich unsere Kultur mit der Integration von Migranten verändert. Alte Speisen werden vergessen und wir übernehmen etwas von den neuen Mitbewohnern – Integration per Essen also. Allerdings verändern wir uns in Deutschland dabei nicht alleine – das Italienische daran muss sich ebenfalls anpassen.

Integration von Migranten durch Pizza

Es wird zu einem neuen Produkt, welches andere Eigenschaften aufweist, als in seiner originalen Umgebung. Es geht sogar noch weiter, indem eine Art Weitergabe dieser Speisenkultur erfolgt: Andere Migranten übernehmen die Pizzerien. So befinden sich viele Pizzerien mittlerweile in der Hand von Migranten, die selbst oder deren Eltern aus der Türkei, Pakistan oder Indien stammten. Der original italienische Touch geht dabei etwas verloren – aber in Neapel schmeckt die Pizza sowieso anders. Das ist den Zutaten, dem Geheimwissen der dortigen Pizzabäcker und der Atmosphäre geschuldet.

Ist TK-Pizza Kultur?

Zu einer solchen kulturellen Übernahme eignet sich das Gericht auch deshalb, weil es, sagen wir mal, sehr kostengünstig herzustellen ist. Das hat auch die Lebensmittelindustrie erkannt. Die Herstellung lässt sich in großem Format mechanisieren – und so kommen die meisten Pizzas nicht mehr aus dem Holzofen; sie werden in Fabriken hergestellt, von denen die größten eher nicht in Italien stehen – eine Art kulturelle Enteignung – sofern Italiener die TK-Pizza überhaupt als Kultur ansehen.