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Whole-Food Market: Plastik ist nicht alles – lose Nahrungsmittel in USA

lose Lebensmittel

Lose Nahrungsmittel – nicht in Plastik verpackt

Natürlich erkennen auch einige Amerikaner, dass nicht überall Plastik notwendig ist. So bieten die Supermarktkette „Whole Food“ eine Großzahl Nahrungsmittel nun auch offen an. Unmengen an Bohnen, Erbsen, Nudeln – aber auch Nüsse und vielen mehr wird im Geschäft gelagert und kann vom Kunden selbst abgefüllt werden.

Bohnen und Erbsen lose

Erbsen, Bohnen, Nüsse – eine Vielfalt ist auch ohne von der Fabrik gelieferte Verpackung zu haben

Wer auf frische Erdnuss- oder Mandelbutter steht, der kommt in diesem Laden auf seine Kosten. Sehr faszinierend für uns sind die Mühlen, mit denen sich dieser Brotaufstrich herstellen lässt. Man stellt ein Gefäß unter (aus Plastik) und kann sich die gewünschte Menge selbst anfertigen. Dasselbe gilt auch für diverse Kaffeesorten, die dort abfüllbereit zu finden sind.

Lebensmittelmühlen: Erdnuss oder Mandelbutter wird vor Ort hergestellt

Erdnuss- und Mandelbutter crunchy zum Selbstabfüllen

Soziale Regel – eine Bewegung bringt gleichzeitig ihren Gegenspieler hervor

Man kann meinen, dass sich die alte Weisheit hier auch wieder bestätigt: Eine gesellschaftliche Bewegung (sofern man die Plastikwelle als eine solche bezeichnen kann) bringt in der Moderne gleichzeitig auch immer etwas Gegenläufiges hervor – eine Art dialektische Beziehung. Das Gegenläufige bremst das, was ansonsten sehr rasant die Gewohnheiten umkrempeln würde. So finden Umbrüche, wie die Abkehr von der Plastikkultur in den USA eben sehr, sehr langsam statt. Diese Kultur schleppt aber schon ihren Gegenpart (die Kritik und den alternativen Entwurf) mit sich.

Mittagsimbiss im Whole-Food Market

Wir nutzen das breite Angebot an zubereiteten Speisen im Whole-Food Market in den USA öfters mal als Mittagsimbiss. Hier gibt es Salate, aber auch Braten, Hühnchen und vieles mehr, zum Beispiel eine Palio-Ecke, Asia-Food oder auch kulinarische Reminiszenzen an die verschiedenen Einwanderergruppen in Amerika. Die Vielfalt ist umwerfend. Es gibt so viel, dass es uns schwer fällt überhaupt eine Wahl zu treffen. Das erinnert an die Versuche der experimentellen Wirtschaftsforschung zu Marmeladen. In einem Experiment wurden zunächst sehr viele Sorten in einem Supermarkt zur Probe angeboten. Das war für den Verkauf sehr nachteilig, weil es eben für die Kunden so schwer war, eine Auswahl zu treffen. Bei einer Reduktion auf drei Marmeladen, flutschte die Probe und der anschließende Verkauf der Angebotsware.* Wenn zu viel angeboten wird, sind wir als Menschen überfordert und genau so geht es uns auch in diesem Laden. Eine reduzierte Auswahl hilft (so wie es die Spitzenrestaurants auch machen).

Auch wenn es gut gewollt ist, letztenendes werden das Öl und die Körner doch in Plastik verpackt

Einweg bleibt selbst bei kulinarischem Anspruch

So gut die Sachen auch schmecken – letztlich schaufeln wir die leckeren Sachen vom Buffet auch dort auf klappbare Einwegkartons (alternativ stehen Styroporteller bereit) und essen es in der angrenzenden Cafeteriazone mit Plastikgabeln und Plastikmessern. Das Wasser dazu trinken wir aus Pappbechern. Woran liegt es also, dass in den USA kein wiederverwendbares Geschirr benutzt wird? Wir fragen uns das auf Schritt und Tritt. Sind es die Kosten? An den Kassen des Supermarktes werden die Waren ja auch von Helfern verpackt. Das gibt es leider nicht bei uns. Insofern scheint es nicht unbedingt an den Personalkosten zu liegen. Die Menschen, die spülen würden, wären ja keine teuren Arbeitskräfte. Liegt es daran, dass es an Logistik fehlt – eine Spülmaschine einzubauen, sie zu bedienen, die Teller hin und her zu räumen? Aber der Abfall benötigt ja ebenso Aufmerksamkeit. Das sind also alles keine schlagkräftigen Erklärungen. Wahrscheinlicher scheint zu sein, dass die Verschwendung etwas war, was Reichtum der gesamten Gesellschaft anzeigte. Das ist nun zu einer Verhaltensform geworden. Dieses Verhalten ist etwas, was die Kunden von den Anbietern erwarten und auch umgekehrt. Offenbar ist es schwierig da wieder herauszukommen. Es hilft nicht der Anspruch, wenn gar keine Denkalternativen vorhanden sind.

Trotz allem ist in diesem Supermarkt zu spüren, dass auch in den USA eine Vielfalt des Denkens vorhanden ist. Nicht überall wird mit übermäßigem Abfall produziert.

Die Eingangstür des Whole-Foods Market

 

* Iyengar, Sheena S., und Mark R. Lepper. 2000. When choice is demotivating: Can one desire too much of a good thing? Journal of Personality and Social Psychology 79:995–1006. http://psycnet.apa.org/psycinfo/2000-16701-012